Lichtwolf Nr. 53 („Schloch“) (E-Book)

Vom Ar zum Loch in 94 Seiten: Anale Charaktere, Deutsche, Franzosen, Trolle, innere Schweinehunde sowie Eulen, Feuerland-Indianer und Kryptographie.

3,99 

Beschreibung

Schloch ist selten ein direkter Ausruf, höchstens scheinbar, etwa aus einem vorbeifahrenden Auto vernommen. In der Hauptsache wird Schloch gedacht (oder eher empfunden) – in unterdrückter Wut und stiller Verachtung, die darum in diesem Heft ebenso zu behandeln sind wie die verwandten Begriffe „Schland“ oder „Schmitsoße“.
Marc Hieronimus, der dieses schwierige Titelthema ersonnen hat, übersandte seine Beiträge in einer E-Mail mit dem Betreff „fertig („Mama, abputzen!“)“ und dem Gruß „voller Stolz auf das eigene Produkt“. Der Mann weiß also, worum es geht, und steigt – nach Bdolfs Propädeutikum – gleich hinab ins Anale des Deutschtums, um sich später eine spezifische Untermenge der analen Charaktere, die Spießer vorzunehmen. Als Kölner ist Hieronimus besonders berufen, kommt er doch aus einer Metropole, in der Stadtarchive in Löchern verschwinden und Arschlöcher an Silvester Scheiße bauen, woraufhin andere Arschlöcher ihren Scheiß im Internet absondern. Wie mit solchen Trollen umzugehen sei, erwägen Timotheus Schneidegger und Giordano Bruno.
Je größer die ob seiner Schlochigkeit (oder ob des persönlichen Hangs zum Mitgefühl) angebrachte Distanz zum Menschen, desto leichter ist es, selbst ein Arschloch zu sein, stellt Wolfgang Schröder u.a. mit Graham Greene fest. Die Kyniker und einige islamische Sufi-Mystiker haben originelle Wege gefunden, mit ihrem allzumenschlichen Hang zum Schlochsein umzugehen, lernen wir bei Osman Hajjar. Augustinus dagegen war irgendwas zwischen Schlawiner und Schloch, wie Ulrich Elsbroek über die wundersame Bekehrung des Kirchenvater schreibt. Zwischendurch gibt es unsittliche Erheitung von Bdolf, der in die Verrichtungszimmer und unter die Gürtellinie manches Philosophen geht. Ebendort verläuft auch die Ekliptik Arno Schmidts: Mit seinen Schimpfkanonaden und manischen Mondmetaphern befasst sich Michael Helming. Martin Köhler weist den Weg nach Schloch in Lenningen bei Esslingen.
Der Vordersilbe, die dem Titelthema fehlt, geht Tobias Stenzel nach, während Schneidegger und Peter Panter der Schlusssilbe und dem Loch als solchen ein melodiefreies Liedchen singen.
Ringsum rund, gar nicht scheiße, rätselhaft im ontologischen Status, ungünstig im sozialen Nahbereich: Das ist also das Schloch, dem ein paar Dutzend Seiten gewidmet sind!

Den hinteren Heftteil eröffnet die neue Reihe „Der tragbare Gedanke“. Marc Hieronimus blickt über den Rhein und stellt uns den Franzosen an sich vor. Auf die Kurzrezensionen aktueller Bücher folgt Stefan Rodes Untersuchung über die metaphysische Ausbeutung und Auslöschung der Feuerland-Indianer. Dann stellt Michael Helming die überfällige Eule als Viehlosovieh vor und Georg Frost gibt eine Anleitung, wie Sie der Lichtwolf-Redaktion und anderen PGP-verschlüsselte E-Mails schreiben können. Erzpraktikant Filbinger erklärt dem 8-jährigen Florian auf der Kinderseite, wie man mit Kant rechts und links unterscheiden kann. Das Heft wird beschlossen mit Aphorismen und Kurzbios der Beiträger.

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