Lichtwolf Nr. 58 („Wurst“) (E-Book)

Würste und Wurschtigkeit, konkret, metaphorisch, vegetarisch und in zweiendlichen Redewendungen, sowie Bienen, Lammert und V. O. Stomps.

3,99 

Beschreibung

In mancher Redewendung geht es um die Wurst, wie Bdolf in seinem einleitenden Propädeutikum aufzeigt. Man springt wie der Hund nach der Wurst oder wirft mit der Wurst nach dem Schinken. In der häufigsten wird das beliebte Nahrungsmittel – das aus einer Masse von zerkleinertem Fleisch, Salz und Gewürzen, manchmal unter Zugabe von Blut und Innereien, besteht, die in Därme, Blasen oder Mägen gefüllt wird, welche mit Garn oder Klammern verschlossen und dann gegart oder durch Trocknen oder Räuchern konserviert werden – als Synonym zu „gleichgültig“ verwendet. Auf diese Weise Wurst ist uns Heutigen unser Wurst- bzw. Fleischkonsum, zu dessen metabolischen und planetaren Folgen Bernhard Horwatitsch die Zahlen liefert. Anders als Horwatitsch sieht Marc Hieronimus keine Hoffnung in neuer Fleischproduktionstechnik, kann aber erklären, warum die meisten Leute nicht einsehen wollen, dass es in der Systemfrage um die Wurst geht. Die Senfproduzenten schweigen ohnehin lautstark zu den Vorgängen rund um die Wurstproduktion, wie Martin Köhler in seiner Kolumne resümiert. Schneidegger wiederum zeigt an einigen Beispielen die neurechte Strategie des instrumentellen Relativismus, deren Ziel allgemeine Gleichgültigkeit zum Zwecke der Machtergreifung ist. Aber sind die Neofaschos doch nicht nur arme Würstchen wie das aus Würselen, dem Bdolf eine spannende Fabel widmet?
Hülfe es wiederum der Welt, die Ernährung auf Tofuwürste umzustellen? Falsch gefragt, findet Stefan Rode und untersucht die Forderung des Bundesagrarministers, vegetarische Würste sollten nicht „Würste“ heißen, mit Platons Kratylos-Dialog.

Ist die gute Wurst nicht eine viel zu schöne Sache, um zum Symbol eines planetenverheerenden Konsumismus herabzusinken? Wenn es die gute Wurst denn noch gibt: Martin Köhler berichtet von einem befreundeten Dorfmetzger, der sich nur noch auf muslimische Kunden verlassen kann. Michael Helming steht auf der Kinderseite „Lichtwelpe“ einem jungen Leser zur Seite, der statt Würstchenketten nun Pumpernickel futtern soll. Helming selbst liebt Würste und Bücher so sehr, dass er erstaunliche Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Hungerstillern ausmacht. Von einem Himmel voller Würste träumt er und bekommt ihn in der Bild/Gedicht-Montage von BALAVAT über „Zweier Engel Tischgespräch“. Und wo wir schon in transzendenten Regionen sind: Osman Hajjar wundert sich, wieso Alexander der Große und Aristoteles in der Höhlensure des Korans „verwurstet“ werden. Ganz konkret wird es dagegen im Kurz & Klein Spezial: Auf vier im Heft verteilten Seiten werden Würste aller Art rezensiert.

Oder läuft am Ende das ganze Titelthema auf einen Wurstbegleiter hinaus, der in LW56 schon prominent vorkam? „Bei irgend einem Glase Bier wird einem die ohne Liebe genossene Frau, der überflüssig ausgegebene Gulden und das ganze Martyrium des Daseins wurst!“ (Kraus, Die Fackel Nr. 160, 23.04.1904, S. 18.)

Den hinteren Heftteil eröffnen der tragbare Gedanke sowie der „Sommer“ aus dem Jahreszeitenzyklus von Renate von Charlottenburg. Es folgt in der Reihe Viehlosovieh das Portrait der Biene als fliegende Polis von Marc Hieronimus und die Entgegnung von Schorsch Hambargen auf Helmings Kritik an seinem Lammert-Verriss aus dem letzten Heft. Rüdiger Spiegel stellt in der Reihe „Die unbedeutendsten Denker der Geschichte“ den Antikünstler Artstar Midvej und seine sozio-ästhetische Philosophie aus dem Jahr 1902 vor. Herausgeber Schneidegger erklärt im Editorial, wie er an seine erste Abmahnung kam, und Michael Helming erinnert an V. O. Stomps und an dessen Bruchbude, in der die Kleinverlegerlegende ihre Eremitenpresse betrieb und Schnaps trank. Dazwischen wieder Kurzrezensionen, Illus, Aphorismen und Fundstücke aus dem „Antirüpel“.

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