Lichtwolf Nr. 59 („Alte Berufe“) (E-Book)

51 alte Berufe im philosophischen Portrait, ausführlicher: Alchemist, Matador, Schuster, Schutzmann, Töpfer und Zensor. Außerdem Lachse, Jacques Ellul und Automobile.

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Beschreibung

Einige alte Berufe sind allgegenwärtig, da in Nachnamen eingeschlossen wie prähistorische Mücken im Bernstein. Andere hatten weniger Glück als Meyer, Müller, Schmidt und Schulz: Sie waren zum Zeitpunkt, als man sich Nachnamen anzuschaffen hatte, schon ausgestorben oder noch nicht entstanden, weswegen man im Telefonbuch den Stellmacher findet, aber nicht den Schlosser.

Alles Neue lässt etwas veralten und die technologischen Revolutionen richteten regelrechte Massaker unter den Professionen an: Mit der Sesshaftwerdung des Menschen wurden nomadische Tätigkeiten zum Hobby. Die Berufsopfer der industriellen Revolution sind uns gut überliefert und noch besser die der digitalen Revolution, die im 21. Jahrhundert womöglich jeden zweiten Arbeitsplatz überflüssig machen wird. In dieser Ausgabe widmen wir uns den verschwundenen Gelegenheiten, den Lebensunterhalt zu bestreiten, und denen, die es einfach schon sehr lange gibt: 51 dieser alten Berufe werden im A—Z in diesem Heft kurz portraitiert – unter jugendschutzgemäßer Aussparung des ältesten Gewerbes der Welt. Um einige alte Berufe geht es ausführlicher. So betrachtet Michael Helming den Matador als Mischung aus Priester und Metzger, deren Verschwinden einiges über das moderne Verhältnis zu Tod und Ernährung verrät. Ähnlich untersucht Schneidegger den Wandel des Schutzmanns im politischen Denken von der Antike bis zum G20-Gipfel in Hamburg. Zeitlos ist die Gier nach Edelmetallen, der wir den Alchemisten genauso wie den Goldgräber verdanken, mit denen sich Bernhard Horwatitsch beschäftigt. Osman Hajjar wiederum nimmt sich des Töpfers an, genauer gesagt der Schöpfung des Menschen aus Lehm, wie sie in den drei Monotheismen behauptet wird, und auf der Kinderseite „Lichtwelpe“ würdigt Bdolf den Schuster. Dem Aussterben der Berufe des Lektors und des Datenschutzbeauftragten können wir gerade beiwohnen, wie Martin Köhler erklärt und uns zuvor noch drei Berufe aus dem Schwarzbuch des Hans Sachs vor Augen hält. Eine Renaissance könnte dem Zensor bevorstehen, dessen kulturhistorische Verdienste Marc Hieronimus aufzählt. Auf die dadadistische Metaebene geht es mit Daniel Ableev, der dem Phänomen der Arbeit überhaupt seine Zeilen widmet. Bdolf leitet wie üblich mit seinem Propädeutikum ins Titelthema ein, das genauso von Köhlers Kolumne eröffnet sei, die den alten Beruf des Philosophen behandelt.

Am Anfang des hinteren Heftteils stehen wieder tragbare Gedanken aus dem redaktionellen Oberstübchen, gefolgt von Rezensionen in unter 800 Zeichen und späterhin den Aphorismen pro domo et mundo. Aus dem Jahreszeiten-Zyklus der Renate von Charlottenburg ist dieses Mal der Herbst abgedruckt. Die Systemadministratoren Schneidegger und Frost übernehmen die traurige Pflicht des Nachrufs auf www.lichtwolf.de, wo ab Oktober 2017 nichts mehr wie zuvor sein wird. Aus der Fackel ist Karl Kraus’ über 100 Jahre alter, aber ungebrochen aktueller Text über die Automobilplage entnommen. Michael Helming würdigt den Lachs als Viehlosovieh und Marc Hieronimus portraitiert in der Reihe „Lebende & Leichen“ den christlichen Öko-Anarchisten Jacques Ellul. Bdolf beschlösse das Heft mit der Heimreise von Helmut Kohl und Gunter Gabriel, folgte nicht noch Balavats Narr als Text-Bild-Kombo auf der Innenseite des vierfarbigen, sehr erwachsen gestalteten Umschlags.

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