Lichtwolf Nr. 62 („Zeichen und Wunder“) (E-Book)
Zeichen und Wunder in Semiotik, Theologie und Philosophie, der Aberglaube an Hoffnung, Orakel und Magie nicht nur in Chistentum und Islam, sondern auch in der Technologie, dazu besonders viel Chinesisch, Rudolf G. Binding und Tauben.
3,99 €
Beschreibung
Zeichen und Wunder sind der Kern des Aberglaubens innerhalb und außerhalb aller Religionen, weshalb sie überall, wo Menschen waren und sind, ersehnt bis erzittert werden. Da auch Staatsoberhäupter und große Geister bis neulich von Magie fasziniert, wenn nicht gar überzeugt waren, fragt Marc Hieronimus, warum wir heute dermaßen entzaubert sind. Mit Schopenhauer, Nietzsche und Camus plädiert Schneidegger gegen den allzumenschlichen Hang, dem Sein zum Tode Sinn und Hoffnung anzudichten. Dagegen findet Wolfgang Schröder ab mit Ulrich Horstmann, Karl Valentin und Hölderlin am Ende der Hoffnungslosigkeit einen Silberstreif. Wie das Liebesorakel Kottabos der antiken Griechen zum Trinkspiel wurde, ergründet Michael Helming. Bernhard Horwatitsch blickt auf die Zeichen und Wunder des bürgerlichen Glücksversprechens und seiner ungedeckten Schecks. Vasile V. Poenaru stürzt uns in das magisch-technische Denken unserer digitalen Wunderwelten. Noch technischer ist der Aufsatz von Georg Frost, der sich mit Alan Turings These befasst, Zeichenverarbeitung sei hinreichend für Künstliche Intelligenz. Die Frage, was es heißt, ein Zeichen zu verstehen, behandelt auch Simon Preker, wo er unter macht- und identitätspolitischen Gesichtspunkten auf chinesische Tattoos blickt. Zwischendurch meldet sich immer wieder Bdolf zu Wort mit seinem Propädeutikum, einer Wunderlandreise gen Appenzell und dem kanonischen Katalog der Zeichen und Wunder. IPuP-Press schildert aus eigenem Erleben die surrealen Verwandlungen von Raum, Zeit und Subjekt, die ein Gastro-Job im Varieté zu bieten hat, und Martin Köhler bewundert in seiner Kolumne pragmatisch-brutalistische Wahrzeichen aus Beton. Schneidegger gibt einen kurzen Überblick, wie schwer sich das Christentum mit Zeichen und Wundern tut, und Osman Hajjar findet in islamischen Heiligen einen utopischen Kosmopolitismus angelegt. Marc Hieronimus beschließt das Thema mit dem Blick in die Zukunft und was es hieß und heißt, deren Zeichen deuten zu können.
Die Miniaturensammlung „Der tragbare Gedanke“ und Renate von Charlottenburgs großformatige Illustration des Junis eröffnen den hinteren Heftteil. Die Debatte, ob Rudolf G. Binding ein kitschig-völkischer Schmierfink war, beschließt Stefan Rode mit einem vermittelnden Fazit, ehe Redaktionspraktikant Filbinger den vergessenen Gefühlstheoretiker Elias Aitzen in der Reihe „Die unbedeutendsten Denker der Geschichte“ portraitiert. Es folgen die Rezensionen in unter 800 Zeichen und das Viehlosovieh: In dieser Ausgabe stellt Schneidegger die Taube als Symboltier des falschen Lebens vor. Dann gibt es noch einige Aphorismen und die Beiträger-Portraits, ehe die Heftrückseite erreicht ist.