Lichtwolf Nr. 70 („Opfer“) (E-Book)

Opfer als Schimpfwort und Status(symbol), (Un-)Taten und Ideale, Verbrechen und Fortschritt, außerdem Ökorassismus, Oscar Walter Cisek und Kraniche.

3,99 

Beschreibung

Opfer werden gefordert und müssen erbracht werden, im konkreten wie im übertragenen Sinne. Ihnen gilt diese Ausgabe. Timotheus Schneidegger fragt zu Beginn, warum nur im Deutschen „Opfer“ auch als Schimpfwort verwendet wird, während Ewgeniy Kasakow der Beliebtheit rhetorischer Selbstviktimisierung auf den Grund geht. Mit den Opfern Kains und Abels sowie dem fabelhaften Vernichtungskrieg der Krähen gegen die Eulen beschäftigt sich Osman Hajjar, der in einem weiteren Essay auf Männlichkeitsideale vom Mittelalter bis nach Tahiti blickt, wo junge Mädchen dem Maler Gauguin zum Opfer fielen. Auch dem musikalischen Genie sind Opfer zu bringen, denen Martin Köhlers Kolumne gewidmet ist. Michael Helming wurde Opfer eines Taschendiebs und durchsucht die Literaturgeschichte nach dem unauffälligen Kleinkriminellen. Bernhard Horwatitsch analysiert, wie die Kulturindustrie opferbereite Helden am Fließband produziert, während Martin Gohlke den Blick nach Fernost richtet mit der Frage, ob die chinesische Fortschrittspolitik ihre Opfer wert war. Über die Opfer, die nicht nur hierzulande dem Heiligtum Auto gebracht werden, denkt Marc Hieronimus nach und Bdolf stellt neben dem Propädeutikum drei Lehrmaterialien über Opfer zur Diskussion. Zwischendurch liefert Stefan Krückmann zwei Sonette über die Opfer von Pfarrern und Ärzten und von Friedrich Nietzsche gibt es eine kurze Betrachtung über das Verhältnis von Sittlichkeit und ihren Opfern. Zum Schluss des Blocks zum Titelthema „Opfer“ geht Schneidegger dem Vorwurf nach, dass die Tiefenökologie nichts weiter als esoterisch aufgeladener Ökorassismus ist.

Nach dem tragbaren Gedanken stellt Michael Helming in der Reihe „Lebende & Leichen“ den einst populären und heute vergessenen deutsch-rumänischen Schriftsteller Oscar Walter Cisek vor. Schneidegger macht Werbung für Ontologie im Schulunterricht, abermals Helming portraitiert den Kranich als Viehlosovieh und die neue Reihe „Archäontologische Warenkunde“ widmet sich Gegenständen, die vielleicht nicht aus dem Alltag verschwunden, aber längst nicht mehr das sind, was sie mal waren: Hieronimus und Horwatitsch untersuchen zum Auftakt den Bumerang und den Toilettenstuhl. Zwischendurch gibt es Kurzrezensionen und Aphorismen zum intellektuellen Durchatmen.

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